Eintrag #2 | Wie ich den Rat des Dorfältesten ignorierte und in Teufels Küche kam.
Was um alles in der Welt hat mich geritten, {dieses verdammte Schiff} zu besteigen? Das wird das Abenteuer deines Lebens, hab ich mir gedacht. Nachher hast du was zu erzählen, hab ich mir gedacht.
A propos »reiten«: Hier throne ich also auf einem Kamel namens Shuf*, das schlimmer schaukelt als das Schiff auf hoher See. Shufs Ohren zucken. »Schon sehr bald fliegst du runter«, scheinen sie zu sagen, und sie haben zweifelsohne recht. Ich kann nämlich gar nicht reiten.
Wir schwanken auf das gewaltige Gebirgsmassiv zu, das sich dunstig am Horizont erhebt. Das Djel-Gebirge, rot und riesig. Hier sollen die Götter wohnen, heißt es. Es ist ein heiliger und verfluchter Ort, durch den nur wenige Handelsstraßen führen. Na bravo.
Der Dorfälteste der Hafensiedlung, wo ich an Land gegangen bin, hat mir ein paar Reisetipps gegeben – und mich dabei als Narren mit Todeswunsch beschimpft.
Tipps für die Wüste, laut ominösem Dorfältesten:
- »Reite morgens und abends. Und trage diesen lächerlichen Hut, den du aus deiner Welt mitgebracht hast, sonst zerkocht dir die Sonne das Hirn.« (Ich richte entrüstet meinen Expeditionshut)
- »Pack Wasser ein. Viel Wasser. Meeeehr Wasser!« (Ok, habs ja kapiert)
- »Und ausreichend Proviant.« (Diese Datteln sollten reichen, oder?)
- »Vertraue keinem Händler, der sagt, sein Preis sei der beste in den ganzen Qar-Adúnai.« (Zu spät: Ich habe Shuf schon bezahlt und bin pleite)
Ich ziehe mir also meinen »lächerlichen« Expeditionshut tiefer in die Stirn, klammere mich fest an den Sattelholm und recke mein Kinn gegen das Abenteuer.
Was abends geschah
Es war eigentlich klar. Natürlich reichten diese paar Datteln nicht aus. Wir hatten die Ausläufer des Djel-Gebirges erreicht und ich hatte KOHLDAMPF!
Shufs Ohren zuckten in meine Richtung. Ich wusste, dass er mich auslachte. Wir waren bereits in einen längeren Schlagabtausch vertieft, als mir zwei Dinge klar wurden:
- Ich stritt mit einem Kamel.
- Ich stritt mit einem Kamel, weil ich Nährstoffmangel hatte und dringend etwas essen musste.
Bei einbrechender Dunkelheit glitt stürzte ich aus dem Sattel und machte mich auf die Suche nach Nahrung. Doch zwischen den Felsen wuchs absolut nichts. Schon begann ich, laut mein Schicksal zu beklagen, als ich sie sah: eine fette, purpurrote Raupe. Sie leuchtete wie ein Nachtlicht, und sie sah köstlich aus.
Ich wollte sie essen. Ein Teil von mir ahnte, dass das nicht klug war. Ein anderer Teil (meine Hand) schob sie mir in den Mund.
Fast sofort setzte die Wirkung ein.
sand schwarz und purpurn himmelwärts
eine sturmsäule in deren mitte
ich ich ich
versunken in finsternis und grauenvoller euphorie wie
sternschnuppenschauer
– ?
Was in der Nacht geschah
Als ich wieder erwachte, war es stockfinster und arschkalt. Nur meine rechte Seite fühlte sich wärmer an. Ich drehte den Kopf.
Ein Lagerfeuer knisterte, Funken stoben in den Nachthimmel.
Neben dem Feuer saß ein Mann. Er trug ein langes, schwarzes Gewand, und selbst um seinen Kopf hatte er ein Tuch gewickelt, das nur Augen und Nase frei ließ. Er sah sehr grimmig aus.
(Fortsetzung folgt.)
* »der Störrische« im örtlichen Dialekt
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Unser nächstes Fantasy-Epos spielt in Balynn, der sagenumwobenen Handelsmetropole des Südens und Machtzentrum der Wüstenreiche. Als unsere Vorhut wirst du dich bis dorthin vorkämpfen und uns sagen, wo Gefahren lauern. Dazu führst du ein Reisejournal, in das du gewissenhaft deine Erlebnisse einträgst.
Also mutig voran.
{schups}
Danke.
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